Es geschah im Frühjahr 2015. Die Sanktionen des Westens gegen den Iran sind noch aufrecht, der Verdacht, die Mullahs bauten eifrig an der Atombombe, steht noch im Raum. Das hindert nicht ein Team der Allameh Tabatabaei Universität (Teheran), zur feierlichen Eröffnung des Willem C. Vis Moot im Wiener Konzerthaus anzureisen. Der Vis Moot ist ein Wettbewerb, in dem sich Studierende aus aller Welt in einem fiktiven Streitfall der internationalen Handelsschiedsgerichtsbarkeit messen. Der Showdown findet regelmäßig zu Ostern in Wien statt, mitbetreut von der Wiener Jusfakultät.
Fachlich sind die Iraner bei ihrer Premiere in Wien chancenlos. Sie konnten sich nicht annähernd so gut vorbereiten wie die Konkurrenz, fehlen doch an den iranischen Universitäten die Fachliteratur zum internationalen Handelsrecht und ein Zugang zu Rechtsdatenbanken. Das Team ist schon froh, dass es sich die Reise und das Hotelkosten leisten konnte. Immerhin haben sich amerikanische Professoren gefunden, die das Team via Skype für die Hearings in Wien gecoacht haben. Hier treten die iranischen Gäste mit großer Freude vor dem simulierten Schiedsgericht auf, amerikanische Uni-Teams unterstützen sie nach Kräften. Es entstehen Freundschaften, die noch heute gepflegt werden – auch und erst recht, nachdem die internationalen Sanktionen gegen den Iran aufgehoben sind. Der Auftritt der Iraner in Wien veranlasst die Organisatoren zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie vergeben spontan einen „Spirit of Vis Award“, um das große Engagement des iranischen Teams zu würdigen.
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