Hersch Lauterpacht and Otto Wächter: two law students at the University of Vienna

06.12.2019

Im Herbst 1919 begannen zwei Männer an der Universität Wien ihr Jus-Studium, die später im Leben sehr verschiedene Wege einschlagen würden. Während Hersch Lauterpacht einer der wichtigsten Völkerrechtler des 20. Jahrhunderts werden würde, machte Otto Wächter eine steile Karriere bis in die Spitzen des NS-Staates. Wächter war 1934 als „illegaler“ Nazi in die Ermordung von Dollfuß involviert, er wurde unter NS-Generalgouverneur Hans Frank im besetzten Polen Gouverneur von Lemberg, Lauterpachts Herkunftsort. Lauterpacht wurde Ankläger in den Nürnberger Prozessen, während Wächter sich der Strafverfolgung entziehen konnte und 1949 auf der Flucht in Rom starb.

Am 6. Dezember 2019 fand ein vom Lehrstuhl für europäische Rechtsgeschichte mitorganisiertes Symposion statt, in deren Zentrum eine Keynote des britischen Völkerrechtlers und Schriftstellers Philippe Sands stand: „Hersch Lauterpacht and Otto Wächter: two lives, from Vienna, 1919, to Cambridge and Rome, 1949“.

Das Symposion wurde eröffnet durch den Vize-Dekan Franz-Stefan Meissel, der in einem überfüllten Hörsaal die Zuhörerinnen und Zuhörer begrüßte und dabei auch die Rolle der Universität Wien bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit anschnitt. Anschließend sprach die Mitveranstalterin und Professorin für Zeitgeschichte an der Universität Wien, Kerstin von Lingen, die die Strukturen der NS-Besatzung in Galizien und den Ablauf des Holocaust in der Ukraine skizzierte. Der Keynote von Sands schloss sich zunächst eine Konversation zwischen dem Vortragenden und Mitveranstalter Miloš Vec an, die unter dem Titel “Stories of International Law and International Crime“ geführt wurde. Schließlich wurde auch das Publikum mit Fragen und Kommentaren einbezogen, wovon dieses lebhaft Gebrauch machte. Die Diskussion fokussierte vor allem darauf, was ein Universitätsunterricht in den Fächern Geschichte, Rechtswissenschaften und Völkerrecht dazu beitragen kann, solche Verbrechen nie wieder geschehen zu lassen. Philippe Sands schloss seine eindrucksvollen Ausführungen mit Schlaglichtern auf die gegenwärtig stattfindenden Kriegsverbrecherprozesse wegen Genozids im 21. Jahrhundert.

Philippe Sands